Wanderung im Walldürner Stadtwald mit Führung und Fütterung im Wildgehege
am 19.03.2023

Im Mittelpunkt der OWK-Wanderung mit 37 Wanderfreunden, standen der Walldürner Stadtwald und das „ökologische Beobachtungsgehege“, der Wildpark im Marsbachtal.

Auf dem Weg entlang der Alten Amorbacher Straße informierte Wanderführerin Helga Reinhardt am Standort „Mutterfichte“, dass die Stadt Walldürn mit einer Fläche von ca. 3.200 Hektar Wald, der achtgrößten Waldbesitzer unter den Kommunen des Landes ist.

 

Um die Aufgabe der Nachhaltigkeit, die Ausgewogenheit im Naturschutz und für die Erholung des Waldes zu sorgen, ist die Forstzuständigkeit in Reviere eingeteilt.

 

Nachhaltigkeit ist ein Wirtschaftsprinzip mit oberster Priorität und dem Grundsatz: „Ein Wald wird nachhaltig genutzt, wenn jährlich darin nicht mehr Holz gefällt wird, als die Natur jährlich darin erzeugt“!

 

Der Holzeinschlag liegt bei ca. 19.000 Festmetern im Jahr. Der Anteil an Laubholz in den Waldbeständen liegt in etwa bei 57% und der Anteil an Nadelholz bei ungefähr 43%.

 

Dass qualitativ hochwertiges Holz aus dem Wald kommt, ist eine der Aufgaben des Forstbetriebs, denn für eine Zertifizierung müssen grundlegende Anforderungen beachtet und erfüllt werden, z.B.

-müssen Mischbestände aus standortgerechten Baumarten erhalten bzw. aufgebaut werden,

-es darf keine größeren Kahlschläge geben,

-ein angemessener Vorrat an Totholz muss erhalten bleiben,

-wenn Maschinen zum Einsatz kommen, sollte man versuchen den Boden zu schonen,

-für Schutzmaßnahmen und für die Sicherheit der Waldarbeiter muss gesorgt werden….

 

Werden alle Vorschriften und Vorgaben beachtet, kann das Holz zertifiziert werden; Dieses Zertifikat, das international anerkannt wird, ist eine „Wald-TÜV-Plakette.

 

Das Holz wird an die Sägeindustrie geliefert und dort zu Balken, Brettern und Bohlen für den Hausbau oder für Baumärkte, verarbeitet, ebenso für Zellstoff, Spanplatten oder als Brennholz.

 

Verkauft wird das Holz über eine Genossenschaft mit Firmensitz in Buchen: die Forstliche Vereinigung Odenwald Bauland (FVOB), bei der die Stadt Walldürn Mitglied ist. Der direkte Holzverkauf ist der Forstverwaltung im Kommunalwald gem. Bestimmungen des Bundeskartellamtes, untersagt!

 

Nach diesen Informationen führte der Weg zunächst in Richtung Taufbrunnen, dann zum „Märzenbrünnle“.Wanderführer Alfred Günther berichtete dort über die Waldkapelle.

 

Nachdem man viel Interessantes gehört hat, ging es weiter durch den „Fichtenpfad“ bergab zum Wildpark, dort erzählte Helga Reinhardt über die Entstehungsgeschichte des Wildgeheges. Dieses gibt es schon seit ca. 50-60 Jahren: zunächst in der Trägerschaft eines Vereins mit Herrn Hoffert bis zu dessen Auflösung 1979, und danach in Eigenregie der Stadt, um den Fortbestand des Geheges zu sichern. Das Landratsamt NOK hat 1981 in einer Verordnung dessen Bestand im „Landschaftsschutzgebiet Marsbachtal“ bestätigt, eingebettet in die Fremdenverkehrsmaßnahmen um die Beuchertsmühle.

 

Um die Kosten für die Stadt in Grenzen zu halten, hat sich eine Gruppe aus der Walldürner Jägerschaft bereit erklärt, einen neuen Verein, den „Walldürner Wildparkverein e.V.“ zu gründen um die Tiere im insgesamt ca. 6 Hektar großen Gehege mit Schwarzwild, Rot- und Damwild, sowie Muffelwild zu versorgen und zu betreuen.

 

Als um das Jahr 2005 ein Großteil der Vereinsmitglieder sowohl aus gesundheitlichen als auch aus Altersgründen nicht mehr in der Lage war das Gehege ordnungsgemäß zu bewirtschaften, kam man nach Rücksprache mit dem damaligen Bürgermeister Karl-Heinz Joseph auf das Forstamt zu, um unter Federführung des ehemaligen Forstbetriebsleiters Henner Niemann eine Verjüngung des Vereins zu erreichen. Außerdem sollte mehr Geld in die Infrastruktur und in die Entwicklung fließen, weg vom reinen Fleischgehege hin zu einem „ökologischen Beobachtungsgehege“. Seither wird der Wildpark von den Mitgliedern des Vereins ausschließlich ehrenamtlich betreut.

 

Der Wildparkverein wird heute vom Vorsitzenden Stefan Michel geführt, und zählt mehr als 20 Mitglieder. Mit den Erlösen aus dem Wildbretverkauf finanziert der Verein kleinere Reparaturarbeiten und die Tierversorgung, die nach einem Fütterungsplan von den Mitgliedern im Wechsel durchgeführt wird. Größere Projekte finanziert die Stadt, wie die kürzlich abgeschlossene Maßnahme und Umsetzung des Wolfsschutzes beim Rotwildgehege. Hier wurde auf einer Länge von 1000 Metern mittels Zaunschürzen und eingeschlagenen Eisenprofilen ein Untergrabungsschutz hergestellt. Über das Zaungeflecht wurde eine stromführende Litze gezogen, die das Überklettern des Zauns durch Wölfe verhindern soll, ein integriertes Zaunüberwachungsgerät zeigt mögliche Beschädigungen der Litze an. An den Einfahrtoren und den Falltoren am Marsbach verhindern große eingegrabene Steinblöcke ein Untergraben durch Wölfe. Die Schwingtore werden mithilfe von Wildkameras auf Durchlässigkeit überwacht. Mit diesen Vorsorgemaßnahmen soll das Wild geschützt werden.

 

Nach der Fütterung der Tiere mit Leckerbissen bedankten sich beide Wanderführer bei den Wanderfreunden für ihr Interesse.

 

Schließlich trat man nach diesem erlebnisreichen Nachmittag den nicht weniger interessanten Heimweg an. Hier konnte man aus Entfernung einen Blick auf das Anwesen der Familie Gramlich-Link mit der ehemaligen Scherlinger-Mühle und auf den Hof vom früheren „Talkönig“, der Familie Hornbach mit der Feldeles-Mühle werfen. Das Anwesen ist heute im Besitz von Baudienstleister Maik Richter und seiner Familie