Wanderung des OWK nach Altheim und durch die Altheimer Fluren am 14.05.2023

Am vergangenen Sonntag, an dem Muttertag und Tag des Wanderns zusammenfielen, hat der OWK Walldürn eine Wanderung mit sehr interessanten Informationen zu Altheim und dem Fränkischen Grünkern angeboten.

Bereits um 11:30 Uhr trafen sich 11 Wanderinnen und Wanderer, um zusammen mit Wanderführer Wolfgang Eisenhauer bei schönem Wanderwetter über die Alte Altheimer Straße und den Fahrradweg nach Altheim zu laufen.

Dort angekommen konnte Wanderführer Bernd Müller am Sportgelände 29 Mitglieder und Gäste begrüßen. Er stellte die knapp 10 km lange Wanderung unter das Motto „Altes und neues in Aalde“.

Gleich zu Beginn passierte man die Fa. Perga, den Spezialisten für HDPE-Folien. Die Firma wurde 1970 durch Willy Hummel und Horst Wiechert gegründet. 1977 erfolgte der Neubau am jetzigen Standort und wurde seither stetig erweitert. Vorbei an der Biogasanlage, die bereits die Fa. Perga und die Kirnauhalle mit ihrer Abwärme versorgt, konnte man das erste von insgesamt 50 Bildstöcken in Altheim begutachten. Es zeigt die Hl. Familie und wurde 1789 errichtet. Wie bei den meisten Bildstöcken nagt der Zahn der Zeit am Sandstein und musste hauptsächlich durch den Heimatverein und Familien renoviert werden. Das in den 70er Jahren, im Volksmund als Assuan-Staudamm benannt, erbaute Regenrückhaltebecken, bewahrt die Bevölkerung vor Überschwemmungen, die es davor immer wieder gegeben hat.

Weiter ging es in Richtung der Windanlagen. Auf dem höchsten Punkt der Wanderung (415m ü NN, Beginn der Wanderung 330m) konnte man im Rundumblick am Horizont in den letzten Jahren entstandene Windanlagen sehen. Die ersten wurden vor über 20 Jahren in Altheim gebaut. Kürzlich wurde von Ministerpräsident Kretschmann das erste vom Netz genommen. Es wurde abgebaut, das Fundament gesprengt und entsorgt. Gleich daneben entsteht eine neue Anlage (Repowering), dessen Fundament in den nächsten Wochen betoniert wird. Ebenfalls für die Energiewende soll eine ca. 40 ha umfassende Photovoltaikanlage auf Dörntaler Grund sorgen. Hier gibt es allerdings noch Probleme mit den Genehmigungsbehörden.

Am Bildstock vor dem Dörntaler Hof gab Bernd Müller einige Erläuterungen über die Geschichte des Hofes. Der Bildstock wurde 1898 errichtet und zeugt von dem 300-jährigen Bestehen der Familie Heilig auf dem Dörntaler Hof. Bereits in der späten Bronzezeit um 1000 v. Chr. gab es Funde, die von einer Besiedelung der Gegend zeugen. In der folgenden Eisenzeit um 800 v. Chr. kamen die Kelten in unsere Gegend. Das belegen über einige Grabfunde und die Überreste einer Keltenschanze im nahen Gerichtstettener Wald. 1600 Jahre später im Jahr 774 n. Chr. wurde Altheim erstmals erwähnt und feiert nächstes Jahr sein 1250-jähriges Bestehen. Dörntal wurde um 1200 n.Chr. von Gerichtstetten her gegründet, war ursprünglich ein Schafhof und hatte im Laufe der Zeit mehrere Besitzer. Das religiöse Zentrum unserer Gegend war das Kloster Amorbach und die Herren von Dürn die weltliche Schutzmacht des Klosters.

Auf dem Hofgut Kudach wurde die Wandergruppe vom dort ansässigen Altheimer Ortsvorsteher Hubert Mühling in Empfang genommen. Wie bei Dörntal geht man davon aus, dass die Besiedlung aus Richtung Gerichtstetten im 11. /12. Jahrhundert erfolgte (1278 erstmals erwähnt). Die Namensgebung ist auf das Adelsgeschlecht derer „von Kuntich“ zurückzuführen. Dörntal und Kudach gehörten ursprünglich zu Gerichtstetten. Seit dem 17. Jahrhundert sind die beiden Höfe der Pfarrei Altheim angeschlossen. Erst 1924 wurden die Flächen beider Höfe mit der Gemarkung Altheim vereinigt. Kudach war kein Einzelgehöft, sondern lange Zeit ein Weiler bzw. zunächst ein Adelshof mit abhängigen kleineren Bauernhöfen. 1864 wurde Kudach das Gastwirtschaftsrecht vom Bezirksamt Walldürn verliehen. Damals lebten 35 Personen in 5 Familien in Kudach. Die Eigentumsverhältnisse im Weiler Kudach änderten sich im Laufe der Jahre immer wieder. Bevor 1918 die Stadt Heidelberg Eigentümerin des Hofgutes Kudach wurde, war Valentin Knörzer, der Großvater von Sabine Mühling, Besitzer und später Pächter. Nach dem Tod von Valentin Knörzer wurde die Pacht von dessen Tochter Helga und Schwiegersohn Heinz Weller und später von deren Tochter Sabine und Schwiegersohn Hubert Mühling übernommen. Nach weiteren Besitzerwechseln ist jetzt seit einigen Jahren der aus Niederbayern stammende Siegfried Kiermeyer Eigentümer und hier ansässig. Im Anschluss ging Hubert Mühling noch auf die 1797 erbaute Kudacher Kapelle, in der angeblich Napoleon bei seinem Durchzug Richtung Russland (1811 / 13) übernachtete, ein. Bis 1992 war die Kapelle in einem desolaten Zustand. Auf Initiative des Heimatvereines Altheim mit dem damaligen Vorsitzenden Josef Gehrig sen. wurde eine professionelle Generalsanierung durchgeführt. Vor der Renovierung verkaufte die Erbengemeinschaft ihre Anteile an der Kapelle an Heinz und Helga Weller, welche inzwischen die Kapelle an ihre Tochter Sabine Mühling vererbten.

Nach Passieren der Aussiedlerhöfe in „Annawiesen“ ging es direkten Weges zu den Grünkerndarren. Der letzte Haltepunkt davor war der wohl markanteste Bildstock Altheims. Das Kruzifix „Schöner Herrgott“ wurde bei Kriegsausgang zerstört. Ein in den USA lebenden Altheimer (Josef Schmitt) ließ das Kreuz 1954 renovieren und einen Körper aus Kunststein anbringen. Im Zuge der Flurbereinigung wurde das Kruzifix 1995 an den jetzigen Standort versetzt und ein neuer Christuskörper angebracht.
Bei der Führung durch die Grünkerndarren und dem Vortrag von Edith Mechler konnten die Teilnehmer viel wissenswertes über die frühere und heutige Gewinnung des Grünkerns und seine Verwendung erfahren.

Die Wanderung fand ihren Ausklang bei gutem Essen und Getränken im Sportheim des VfB Altheim.