OWK-Wanderung Walldürner Brunnen am 05.03.2017

Gepostet am: Mar 05, 2017 5:25:58 PM

Die Bedeutung der Walldürner Brunnen früher und heute, dieses Thema erkundete bei herrlichem Frühlingswetter der OWK mit 54 Wanderfreunden, darunter viele Gäste, bei einem ca. fünf Kilometer langen Spaziergang durch Walldürn unter der Leitung von Brunhilde Marquardt.

Der Weg führte zunächst zur Frankenlandschule. Dort wurde im Zusammenhang mit der Erweiterung der Schule 1980 ein moderner Brunnen, ein Zierbrunnen, als Kunstobjekt angelegt. In der Brunnenschale im Kreisel am Karl-Heinz-Joseph-Platz sprudelt seit 2008 von Frühjahr bis zum Einbruch des Winters das Wasser in Fontänen als Wasserspiele und prägt das Stadtbild.

Der nächste Halt galt dem Kuchenbrunnen. Er spendete den Walldürnern vom Mittelalter bis 1900 Trinkwasser aus Quellen von besonderer Güte. Dieses trug man in Zubern und Fässern nach Hause, bis es schließlich 1894 eine zentrale Wasserversorgung gab. Anfangs war der öffentliche Brunnen zum Schöpfen gefasst, wurde dann zu einem Ziehbrunnen ausgebaut und um 1800 als Pumpbrunnen eingerichtet.

Ansonsten holten die Einwohner von Walldürn um die Mitte des 19. Jh. ihr Trink- und Brauchwasser aus weiteren öffentlichen Brunnen (z. B. Winkelbrunnen) oder privaten Brunnen. Wer nicht Eigentümer oder Miteigentümer des Brunnens war, zahlte für das kostbare Nass. Da die meisten Ortsbrunnen Grund- und Regenwasser führten und häufig in unmittelbarer Nachbarschaft ein Misthaufen war, verschmutzte das Brunnenwasser und wurde zur Ursache vieler Krankheiten. So veranlasste das Gesundheitsamt „Sauberkeitsverordnungen“, d. h. Dungplätze sollte man so weit als möglich von Haus und Brunnen entfernen. 1838 bekam die Stadtverwaltung die Auflage, alte unbrauchbare Brunnen im Ort zuzuschütten, neue zu graben und reparaturbedürftige wieder instand zu setzten.

Auf dem weiteren Weg wurde auf die früheren Brunnen als Wasserversorger in der Unteren-, Oberen Vorstadt und Adolf-Kolping-Straße aufmerksam gemacht, wobei der Gaukels-Brunnen kostbares Trinkwasser lieferte. Der Sans-Wollenschläger-Brunnen in der Adolf-Kolping-Straße wies mal eine Tiefe von 20 Metern und einen fünf Meter hohen Wasserstand auf.

In der Seestraße findet man noch heute auf einem privaten Grundstück einen zehn Meter tiefen Brunnen, der mit einer Betonplatte abgedeckt ist und ganz in dessen Nähe eine Pumpbrunnenattrappe, die an den früheren Waschbrunnen am See erinnert. Der See selbst mit seiner Quelle diente früher als Viehtränke und Löschteich, bevor er 1931 zugeschüttet wurde.

Am Areal Bettendorf-Ring gab es den Zierbrunnen mit der Brunnenfigur "La Bella Fontana" zu bestaunen. Diese Bronze-Plastik wurde 1986 zur Einweihung des Brunnens von dem früheren Eisboutique-Besitzer gestiftet. Es sei eine typische Brunnenfigur von Longarone, seiner früheren Heimat.

Der historische, unterirdisch komplett vorhandene Rathausbrunnen ist seit 1990 als Schalkbrunnen zu betrachten mit dem Titel "Narren im Gespräch". Er wurde von dem Künstler Rainer Stoltz geschaffen.

Der "Hintere Stadtbrunnen" beim Haus zum "Güldenen Engel" habe mal aus seiner 18 Meter Tiefe sauberes Trinkwasser gefördert, sagen alte Walldürner. Der Brunnenschacht wurde mit einer Betonplatte versiegelt. Der Wunsch ihn wieder freizulegen, konnte - laut Zeitungsartikel - nicht realisiert werden, weil er zu nahe an der Straße liege und die Breite der Fahrbahn nicht ausreichend wäre. Weitere Brunnen mit damals brauchbarem Wasser förderten Privatbrunnen vieler Gasthausbesitzer in der Hauptstraße, z. B. Rose, Adler, Löwen, Ochsen, Riesen und in der Turmgasse.

Auf dem Parkplatzgelände des Geriatrie-Zentrums erinnert heute eine Ummauerung an den alten Spitalbrunnen. Vom Winkelbrunnen, als öffentlicher Brunnen, durfte früher jeder Wasser schöpfen. Mit seinem Wasser soll auch in den 1930er Jahren das damals neu erbaute Freibad beflutet worden sein.

Über die Miltenberger Straße gelangte man zum Kreuzweg. Dort findet sich zwischen dem Friedhof und einem Privatgrundstück der Dörrebrunnen, der nach dem Namen des Gewanns bezeichnet wird.

Über die Sandgasse und den Streckfuß kam man in die Schmalgasse. Hier zeugen drei Brunnen, die mittlerweile zugeschüttet sind, aus der dortigen vergangenen Wasserversorgung.

Der Pfarrhaus- oder Kirchenbrunnen sollte einst gutes Trinkwasser gefördert haben. Auch er wurde im 19. Jahrhundert zugeschüttet, weil sein Waser nicht mehr für den menschlichen Gebrauch zu verwenden war. Im Garten der ehemaligen Klosteranlage (heute Getränkefirma Löhr) soll es ein Brunnen geben, der allerdings mit einer Betonplatte versiegelt ist.

Der Burgbrunnen wurde 1949 abgerissen und zugeschüttet, eine Ummauerung erinnert an den ehemaligen Tiefbrunnen. Im Rahmen der Schlossplatzneugestaltung 1986 wurde der schmucke Schlossplatz-Brunnen als Zierbrunnen angelegt mit seiner Figurengruppe, die vom Walldürner Künstler Rainer Englert aus dem typisch regionalen Buntsandstein gemeißelt wurden und an ehemals wichtige Walldürner Erwerbszweige erinnern.

Zum Abschluss kehrte man im Eiscafé "Azzurro" ein und ließ einen informativen Nachmittag ausklingen.