OWK und Heimat- und Museumsverein erinnerten an die damaligen Geschehnisse
In diesem Jahr jährt sich der Bauernkrieg von 1525. Mit mehreren Aktionen erinnert Walldürn an den großen lokalen Volksaufstand des gemeinen Volkes gegen ihre Obrigkeit, von dem auch unsere Region betroffen war.
Am Sonntag, 18. Mai 2025 fanden unter dieser Thematik Wanderungen zur Wildenburg statt, einem Schauplatz dieses historischen Ereignisses. Der OWK führte in Kooperation mit dem Heimat- und Museumsverein insgesamt 58 Wanderinnen und Wanderer aus drei verschiedenen Richtungen zur Burg: aus Walldürn, Amorbach und Preunschen. Während des Weges informierten die Wanderführerinnen und Wanderführer: Wolfgang Eisenhauer, Alan Dearnley, Brunhilde Marquardt, Alfred Günther, Agnes Sans und Mechthild Mehl, unterhaltsam über die Gründe, die zu dieser Revolution geführt haben mögen sowie über deren Verlauf und deren Folgen.
Die Bauern waren im 16. Jahrhundert nicht nur mit schweren körperlichen Arbeiten belastet. Sie mussten auch hohe Abgaben, Steuern an den Adel und Klerus entrichten, Frondienste leisten, und sie waren als Leibeigene der Willkür ihrer Herren ausgesetzt. Dies alles machte die Bauern unzufrieden, wütend, ja verzweifelt.
Letztlich machte Luthers Wort ihnen Mut sich zu wehren. Doch Luther meinte die Freiheit eines Christenmenschen vor Gott und, dass man der Obrigkeit durchaus Gehorsam leisten müsse. Die Bauern missverstanden seine Thesen, sie wollten frei sein von ihrer Leibeigenschaft.
So schlossen sich damals im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die Bauern, Handwerker und ausgestoßenen Ritter zu Bauernhaufen zusammen, um den Verheißungen reformatorischer Prediger zu folgen. Sie forderten vom Adel und den kirchlichen und städtischen Herrschaften die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse und erhofften sich im Sinne des Evangeliums Gerechtigkeit.
In der Freien Reichsstadt Memmingen stellten die Delegierten der Bauernschaften ihre Forderungen in Zwölf Artikeln zusammen. Sie zielten darauf ab den Gesellschaftsvertrag zwischen Untertanen und Herren neu auszuhandeln und Menschenrechte im Namen der göttlichen Gerechtigkeit zu erlangen. Durch den damals bereits vorhandenen Buchdruck konnten die Schriften sich rasant verbreiten. Sie wurden unterschiedlich verstanden, teils als gemäßigtes Reformprogramm für Freiheit und Gleichheit, teils waren sie revolutionäres Potenzial.
Die Fürsten antworteten darauf mit Unverständnis. Im Bewusstsein ihrer Stärke bezogen sie sich auf das alte Recht und zeigten sich kompromisslos. So verhärteten sich die Fronten und es gab Krieg. Dieser kostete tausende von Menschen ihr Leben, noch mehr verloren ihre Existenz.
Mögliche Gründe für die Niederlage der Bauern könnten sein: ihre Uneinigkeit, die ihre Zielsetzung und Entschlossenheit mancher Beteiligter sowie ihren Kampfgeist schmälerten. Obwohl die Bauern gut bewaffnet und kampferfahren, auch zahlenmäßig ihren Gegnern überlegen waren, fehlte es doch an Logistik, es mangelte vielleicht an einer übergeordneten vertrauenswürdigen Leitung, an flexiblen Reitern und militärischer Schlagkraft. Auch der Anführer des „Neckartäler-Odenwälder-Haufens“ in unserer Region, Götz von Berlichingen, übernahm nur auf Druck der Bauern die Führung und unter der Bedingung, dass die Aufständischen sich ihrer Obrigkeit gegenüber anständig verhalten. Es gelang ihm nicht die Bauern vom Plündern und Brandschatzen abzuhalten. Auch die Wildenburg – einst im 12. Jahrhundert von den Herren von Dürn erbaut - wurde am 4. Mai 1525 zerstört.
Das Schicksal der Bauern war mit ihrer Niederlage jetzt erst recht Elend, Armut, Rechtslosigkeit und Unfreiheit. Anführer wurden gefoltert und hingerichtet. Bauern mussten Schadensersatz leisten. Auch Walldürn hatte sich wegen der Beteiligung am Bauernkrieg zu verantworten: Walldürn verlor seine Stadtrechte und damit seine Selbstverwaltung und alle Privilegien mussten abgegeben werden, sogar die Schlüssel zu den Toren der Stadt.
In der Wildenburg, dem Ziel der Wanderungen aus drei Richtungen, erwartete die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie zahlreiche Besucherinnen und Besucher im Burghof die Darbietung eines kurzen Szenenspiels aus dem 5. Akt von Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ zum Bauernkrieg. Goethe machte dabei den Ritter mit der Eisernen Hand zum Helden:
Die Anführer des Bauernkriegs suchten Götz von Berlichingen auf, um ihn zu ihrem Hauptmann zu ernennen. Götz stimmte zu, um noch mehr Gewalt zu verhindern, verstieß damit jedoch gegen seinen gerichtlichen Eid. Als die Bauern auch ihr Versprechen ihm gegenüber brachen, keine Gewalt mehr anzuwenden, blieb ihm nichts anderes übrig als zu fliehen. Doch er kam nicht weit und wurde gefangen genommen. Götz beklagte seinen persönlichen Niedergang im Gespräch mit seiner Frau Elisabeth. Er begann mit dem Verlust seiner Hand, der sich über seine Gefangenschaft und letztlich dem Verlust seines Status als Ritter fortsetzte. Am Ende schied er mit den Worten: „Himmlische Luft – Freiheit, Freiheit!“.
Einige engagierte Mitglieder und Freunde des Heimat- und Museumsvereins Walldürn e.V. (Gerhard Friedrich, Heribert Gehrig, Martina Grasmann, Markus Günther, Georg Hussong, Petra Spreizenbarth, Gernot Ludwig und Brunhilde Marquardt) zogen, umrahmt von schmetterndem Trommeln, das Publikum schauspielerisch in den Bann. Dieses war nicht nur Zuschauer, es durfte auch als Bauernheer agieren. Die Burgmauern lieferten dazu eine ideale Kulisse.