OWK wanderte auf dem Herkulespfad
am 18.05.2023

Die OWK-Wanderung auf dem Herkulespfad, einem seit 2022 vom Deutschen Wanderverband zertifizierten Römerpfad, bot 27 Wanderfreund*innen bei herrlichem Frühlingswetter einige geologische, historische und landschaftliche Highlights. Ausgehend vom Forsthaus Hettingen folgte man dem 14 Kilometer langen Weg mit der Markierung „R“ und dem Prädikat Traumtour.

Gleich am Start nahm man das am Wegrand liegende Kleinkastell „Hönehaus“ in den Blick. Sein Standort auf dem Plateau des Rehbergs brachte den Römern im 2. Jahrhundert topographisch strategische Vorteile, erklärte Brunhilde Marquardt. Z. B. diente der Wachtturm 8/1 vermutlich als Hauptvermessungspunkt, diese Vermessung war damals eine große logistische Herausforderung, die den Römern meisterhaft gelang. Archäologische Funde brachten wichtige Erkenntnisse zu dieser römischen Anlage, u.a. ein Votivhäuschen, das ein gewisser Quintinius Gottheiten gewidmet hat, die für glückliche Zufälle an diesem Ort zu dieser Zeit verantwortlich waren. So „begrüßte“ auch dieser Quintinius als Holzschnitzfigur mit einem „Salvete amici“ – „Seid gegrüßt Freunde“ alle Gäste.

Warum ein Herkulespfad hier am Limes? Grundlegendes Fundament der römischen Religion war der Polytheismus, der Glaube an viele Götter. Ihr religiöses Verständnis folgte dem Prinzip: „Do ut des“, also den Göttern etwas anzubieten, um im Gegenzug von ihnen etwas zu erbitten. Herkules galt als Schutzgott, den man in allen bedrohlichen Lagen um Hilfe bitten konnte. Daher wird er gerne jung, kraftstrotzend, mit Keule und unverletzbarem Löwenfell dargestellt. Am Limes und Rande des römischen Imperiums waren die Soldaten durchaus großen Gefahren ausgesetzt. Hier trafen germanisch einheimische und römische Provinzialreligion aufeinander. Der Umgang beider Religionen miteinander reichte von Toleranz über Distanz bis zur Ablehnung.

In unmittelbarer Nachbarschaft des Kastells steht der „Rehbergbehälter“, der zentrale Wasserversorgungsbehälter der Bodenseewasserversorgung. Brunhilde Marquardt erklärte seine Aufgabe und Nutzung und damit seine enorme Bedeutung für die Region.

Der Weg führte durch einen frühlingshaften Mischwald mit duftenden Maiglöckchen und Waldmeister und vor allem äußerst beeindruckenden unterschiedlichen Dolinen. Diese natürlichen, meist trichterförmigen Senken in Karstgebieten mit rundem oder elliptischem Grundriss entstehen, indem im karstigen Gelände zwischen Odenwald und Bauland im Untergrund Gestein vom abfließenden Oberflächenwasser ausgespült wird, dadurch sich Hohlräume bilden, die instabil werden und die obere Erdschicht nachrutscht, erläuterte Karl-Friedrich Berberich. Im Volksmund nennt man diese Mulden auch Erd- oder Teufelslöcher.

Diese Naturerscheinungen sind einerseits wertvolle Biotope, die mit ihrem speziellen Mikroklima Tieren und Pflanzen einen außergewöhnlichen Lebensraum bieten. Demnach stehen sie unter Naturschutz. Allerdings können Dolinen auch die Gefahr einer Trinkwasserverschmutzung bergen, wie z. B. ein Farbversuch bei der Hegenich-Doline mit ihrem direktem Wasserzulauf zur Nächstquelle Buchen und deren Quellschüttung in Götzingen einst gezeigt hat.

Auf Naturpfaden wanderte man bergauf und bergab durch Naturlandschaften mit Korn- und blühenden Rapsfeldern zur Hettinger Kapelle „Schönster Jesu auf der Wiese“. Diese Kapelle soll im 17. Jahrhundert von einem Einsiedler errichtet worden sein, der benachbarte Turm mit Glocke wurde 1968 vom Heimatverein Hettingen hinzugefügt. Hier genossen die Wanderer eine kurze spirituelle Rast. Über einen alten Wallfahrtsweg mit einem Kreuzweg und Heilig-Blut-Bildstock von 1740 erreichte man den Eulsberg mit einem Weitblick in den benachbarten Odenwald.

Weiter ging es über Wiesen und Felder, vorbei an Streuobstwiesen und blühenden Hecken. Der Höhenrücken bildet hier eine geologische Besonderheit, die Wasserscheide zwischen Neckar und Main. Westlich davon fließende Gewässer, wie z. B. Rinschbach und Schefflenz fließen in den Neckar, östliche davon, wie Marsbach oder Morre münden in den Main.

Man musste einen ordentlichen Anstieg erklimmen, um zur 1978/80 erbauten und 1981 eingeweihten Bergkapelle „Jungfrau der Armen von Banneux“ auf dem Gewann Bubenrath zu gelangen. Diese Kapelle hat baulich viel Gemeinsames mit der Kapelle von Banneux, daher auch ihr Name. Inmitten einer naturbelassenen Landschaft genossen die Wanderer einen Panoramaweitblick ins Hohenloher Land und zum Katzenbuckel des Odenwalds. Hier hielt man Rast. Gestärkt ging man abwärts und passierte Rinschheim. Unter dem Ortskern liegt heute ein nicht sichtbares Kleinkastells. Man erklomm den 340 Meter hohen Deusterberg über den der Limes verläuft. Auf dieser Höhe gibt es eine Palisadennachbildung, und hier ist ein Wachtturm nachgewiesen, von dem aus, die Soldaten das gesamte Tal kontrollieren und Blickkontakt zum Kleinkastell „Hönehaus“ auf dem Rehberg halten konnten. Anlässlich des Vatertags brachte man mit einem Sprechgesang „Männer“ nach Herbert Grönemeyer eine Hommage an alle Männer. Wieder ging es bergab und bergauf, man tangierte ein Wildgehege am Waldrand und traf auf das Steindenkmal mit einer Grabinschrift des „lumma“. Diese Inschrift erklärt den Verlauf der Romanisierung der keltischen Bevölkerung im Bauland zur damaligen Zeit. Die dortige Jupiterbank lud zum kurzen Verweilen ein.

Kurz darauf beeindruckte am Wegrand der Calcitstein, ein Naturdenkmal, das vor etwa 5 Millionen Jahren in einer Gesteinskluft ca. 20-30 Meter unter der damaligen Erdoberfläche entstanden ist. Über Waldwege gelangte man schließlich zum Ziel und Ausgangspunkt der Wanderung. Wanderwart Ralf Englert dankte beiden Wanderführern für den gelungenen, informativen, auch Herkulesmäßig anstrengenden Wandertag, den man auf dem „Dürmer Blummefeschd“ ausklingen ließ.